Gier, Neid, Mord – Becky Sharp spinnt im diesjährigen RBG-Musical ihre Intrigen (22./23. Mai 2019)

Auch nach über 170 Jahren begeistert der Stoff um Becky Sharp die Massen. Thackerays „Vanity Fair –  Jahrmarkt der Eitelkeiten“ bildete mit seiner fesselnden und packenden Handlung die Basis des diesjährigen Musicals des Robert-Bosch-Gymnasiums. Der Roman ist ein Klassiker der englischen Literatur, Claus Martins Stück erhielt den Theaterpreis 2010 und wird mittlerweile an vielen deutschen Bühnen gespielt. Der Roman wurde verfilmt und als Stream dargeboten (am 25. Februar startet die Deutschland-Premiere des englischen Kostümdramas als 7-Teiler im Sony Channel). Das nun von Gunther Keller und Kirsten Völker adaptierte Stück feierte am 22. Mai vor ausverkauftem Haus Premiere im Treffpunkt Stadtmitte in Wendlingen. Über 60 Schauspieler, Sänger und Chormitglieder zeigten sich gemeinsam mit der Mini Big Band von ihrer besten künstlerischen und musischen Seite. 

Was für ein fulminanter Einstieg! Ein Mörder erhält seine gerechte Strafe und wird im Beisein der Massen zum Tode verurteilt – doch der Schein trügt. Denn Becky Sharp, Hauptfigur des gleichnamigen Stückes, und ihr Aufstieg als Mörderin bilden den Kern der spannenden und fesselnden Handlung. Becky Sharp hat alles, was man sich wünschen kann: Sie ist jung, schön und klug. Leider fehlen ihr jedoch gesellschaftliche Beziehungen und der notwendige Adelstitel. Ausgestattet mit nichts als Talent, versucht sie, in Londons High Society Karriere zu machen. Nachdem ihr mehrere Versuche, durch eine vorteilhafte Heirat aufzusteigen, misslungen sind, beschließt sie, auf der Jagd nach Erfolg andere Wege einzuschlagen. Und je skrupelloser sie wird, desto erfolgreicher wird sie! Gier, Neid, Eifersucht und Eitelkeit sind die entscheidenden Antriebe in diesem bösartigen Gesellschaftsgemälde aus dem 19. Jahrhundert. 

Durch die Handlung führte eine Erzählerfigur, souverän verkörpert von Johanna Koch und Alisa Klein, die Riesenrolle der Becky spielten mit professioneller Präzision Nele Nolte und Kira Räuchle, die auch gesanglich Außerordentliches leisteten und mit frenetischem Applaus bedacht wurden. Auch männliche Hauptrollen waren herausragend besetzt: Als Rawdon Crawley glänzten Julian Buncic und Tim Kirstein, als Lord Steyne (zum Gruseln) Samuel Schettkat und Nicolas Reineke und als das unschuldig naive Opfer von Beckys Intrige Joseph Sedley,  gegeben von Erik Bondel und Martin Hopp. Einen fulminanten Auftritt lieferten Denise Darscht und Chantal Tossel als Erbtante Lady Eleanor. Bis in die Nebenrollen hinein konnten beide Besetzungen restlos überzeugen etwa Hauslehrerin Firkin, die sterben muss, weil sie Becky im Weg ist, deren Gesang, ein wunderschöner Blues „Du bist Dreck für mich“ zum Ohrwurm wird (Carla Empt/Janina Würth) oder Beckys Freundin Amelia, der sie den Liebsten ausspannt (Gloria Schauer/Prisca Rehkugker). Die komische Hauptrolle des lüsternes Greises Lord Hornwall, die in ein Mesalliance-Couplet mündet, gaben souverän die Ehemaligen Christoph Heidgreß und Benjamin Thiel. Viele Lacher erhielten die Auftritte der dekadenten Adelsfamilie mit Katja Pacholski und David Acree als Pitt Crawley und seiner Frau Jane (Evelyn Tossel und Jule Renz). Ein Augenschmaus waren die Tanzpartien, insbesondere die Tanzeinlagen, z.B. ein indisches Bauchtanzballett (einstudiert von Jana Großmann, Jolyne Kamm und Geena Gaida). Besonders überzeugten in diesem Jahr unzählige neue Nachwuchsdarsteller, aus den achten Klassen und unter ihnen einige männliche Schauspiel – und Gesangskünstler. Bemerkenswert war auch, wie viele Ehemalige dem RBG-Musical treu geblieben sind – egal ob als Mitwirkende auf der Bühne, in der Technik, der Bigband oder in den Reihen des Publikums. Dieses jährliche Event verbindet einfach, man möchte es keinesfalls verpassen und eintauchen in die wundervolle Welt von Musik, Gesang und Bühnenkunst. 

In den letzten Wochen wurde geübt, geschwitzt, geprobt und leidenschaftlich gespielt. Was Gunther Keller (Regie, Produktion, Kulisse) und Kirsten Völker (Regie und Tanz), Christoph Oellig (Leitung der Bigband) und Katharina Schorr (Leitung Oberstufenschor) auf die Beine stellten, war einfach fantastisch! Die Gäste der Premiere, unter ihnen Bürgermeister Steffen Weigel, Otto Ruppaner und natürlich Schulleiterin Karin Ecker, bedankten sich mit tosendem Applaus bei allen Mitwirkenden. Wir sagen auch in diesem Jahr Danke – für erfrischende Talente, die tolle Story, ein engagiertes Team und so viel Leidenschaft!